Tag des Herbstlaubs

National Look at the Leaves Day“ in USA

2. Teil über das Herbstlaub, die Natur im Herbst_ von Gastautor Franz Grolig

Einfluss des Klimas auf den Wald im Oktober

Das Klima im Oktober variiert je nach Region stark und hat direkten Einfluss auf die Abläufe im Wald.

Temperatur und Frostbeginn:

In höheren Lagen setzt der erste Frost oft schon im Oktober ein, was den Laubfall beschleunigt und das Ende der Vegetationsperiode markiert. In milderen Regionen kann der Oktober hingegen noch relativ warm sein, was den Laubfall verzögert und einige Prozesse verlängert, wie die Reifung von Früchten und die Aktivität der Bodenorganismen.

Foto Ⓒ Klaus Pahlich

Niederschlag und Feuchtigkeit:

Der Oktober ist oft eine feuchtere Jahreszeit, was für den Wald eine wichtige Rolle spielt. Die feuchten Böden bieten gute Bedingungen für Pilze und die Zersetzung organischer Materialien. Eine ausreichende Bodenfeuchtigkeit ist auch wichtig, damit die Bäume ihre letzten Nährstoffe aus den Blättern in Stamm und Wurzeln transportieren können.

Der Klimawandel und seine Auswirkungen auf den Wald im Oktober

Der Klimawandel verändert die typischen Abläufe im Wald, und diese Veränderungen sind bereits jetzt spürbar:

Veränderungen in der Vegetationsperiode

Durch den Klimawandel hat sich die Vegetationsperiode vielerorts verlängert. In vielen Regionen bleibt es im Oktober länger warm, was folgende Konsequenzen hat:

Verzögerte Laubfärbung und Laubfall:

Höhere Temperaturen können dazu führen, dass sich die Blätter erst später verfärben. In wärmeren Oktobern setzen die für den Laubfall notwendigen biochemischen Prozesse später ein. Das bedeutet, dass Bäume länger aktiv bleiben, was einerseits mehr Zeit für die Photosynthese bietet, andererseits aber auch die Winterruhe und die notwendigen Vorbereitungen für den Frost verzögern kann.

Verlängerte Aktivität von Pilzen und Insekten:

Foto Ⓒ Klaus Pahlich

Ein wärmerer Oktober verlängert die Phase, in der Pilze und Mikroorganismen aktiv bleiben und organisches Material zersetzen. Dies kann positive Auswirkungen auf die Bodenfruchtbarkeit haben, könnte aber auch zu einer Veränderung der Zusammensetzung der Bodenflora und -fauna führen. Zudem bleiben Insekten länger aktiv, was wiederum das Ökosystem beeinflusst, etwa durch eine verlängerte Fresszeit für Insektenfresser wie Vögel oder kleine Säugetiere.

Trockenheit und Wassermangel

Ein weiteres Phänomen, das durch den Klimawandel verstärkt wird, sind Trockenphasen und Wassermangel. Dies kann im Oktober, trotz traditionell feuchterer Witterung, erhebliche Folgen haben:

Stress für Bäume:

Wenn der Boden zu trocken ist, können die Bäume nicht genügend Nährstoffe aufnehmen, um sich auf den Winter vorzubereiten. Dies schwächt die Bäume und erhöht ihre Anfälligkeit für Krankheiten oder Schädlingsbefall, wie etwa den Borkenkäfer.

Waldbrände:

In manchen Regionen, in denen der Oktober normalerweise kühl und feucht ist, haben trockene und warme Perioden durch den Klimawandel die Gefahr von Waldbränden erhöht. Dies betrifft vor allem trockene Laub- oder Nadelwälder, die im Sommer bereits unter Wasserstress gelitten haben.

Schädlingsbefall und Krankheiten

Ein weiterer Punkt, den man im Zusammenhang mit dem Klimawandel thematisieren kann, ist der zunehmende Schädlingsbefall im Wald. Mildere Winter und wärmere Oktobermonate begünstigen die Vermehrung von Schädlingen:

Foto Ⓒ Klaus Pahlich

Borkenkäfer:

Dieser Schädling ist in vielen europäischen Wäldern ein großes Problem, insbesondere in Fichtenwäldern. Durch die längeren warmen Perioden kann der Käfer zusätzliche Generationen im Jahr entwickeln und so die Bäume massiver schädigen.

Pilzbefall:

Auch Pilzkrankheiten wie die Rußrindenkrankheit bei Ahornbäumen oder der Diplodia-Triebsterben bei Kiefern nehmen zu, wenn Bäume durch Trockenheit und Wärme gestresst sind.

Veränderungen im Verhalten von Tieren

Der Klimawandel beeinflusst nicht nur die Pflanzenwelt, sondern auch das Verhalten vieler Tiere:

Vögel:

Einige Zugvögel verzögern durch die milderen Temperaturen ihren Abflug in den Süden oder überspringen die Migration ganz, da sie auch im Herbst noch genug Nahrung finden. Dies kann die Populationen in Regionen destabilisieren, wenn sich das Nahrungsangebot plötzlich verändert.

Winterschlaf und Winterruhe:

Tiere, die einen Winterschlaf halten, wie Igel oder Fledermäuse, müssen länger aktiv bleiben, da der kalte Temperaturreiz später einsetzt. Dies kann problematisch sein, wenn die Tiere nicht genug Nahrung finden, um zusätzliche Energiereserven zu bilden, die sie für den längeren Herbst brauchen.

Wald als Kohlenstoffspeicher – Oktober als kritische Phase

Wälder spielen eine zentrale Rolle im Kohlenstoffkreislauf, da sie CO₂ aus der Atmosphäre binden. Besonders Laubwälder speichern im Sommer und Herbst große Mengen Kohlenstoff, den sie während der Photosynthese aufnehmen. Der Oktober ist daher eine kritische Phase, da die Laubbäume ihre Photosyntheseaktivität einstellen und sich auf den Winter vorbereiten. Der Klimawandel verändert jedoch das CO₂-Bindungspotenzial der Wälder:

Verlängerung der Vegetationsperiode:

Längere Vegetationsperioden könnten theoretisch zu einer größeren CO₂-Bindung führen. Allerdings bedeutet dies auch, dass Bäume länger gestresst sind und sich möglicherweise schlechter auf den Winter vorbereiten können, was zu einem höheren Risiko von Frostschäden führt.

Schäden durch Extremwetterereignisse:

Stürme, Trockenheit und Waldbrände, die durch den Klimawandel häufiger auftreten, können den Kohlenstoffspeicher Wald stark beeinträchtigen. Die Zersetzung von abgestorbenen Bäumen nach einem Sturm oder Brand setzt große Mengen an CO₂ frei, anstatt es zu speichern.

Foto Ⓒ Klaus Pahlich

Naturschutz und Anpassungsstrategien

Angesichts des Klimawandels ist es wichtig, Maßnahmen zu ergreifen, um die Wälder widerstandsfähiger zu machen. Im Oktober können Naturschutzmaßnahmen wie die Aufforstung oder das gezielte Anpflanzen widerstandsfähiger Baumarten erfolgen, um den Wald für die kommenden Herausforderungen zu rüsten.

Mischwälder fördern:

Mischwälder sind resistenter gegenüber den Herausforderungen des Klimawandels als Monokulturen. Indem man auf vielfältige Baumarten setzt, die besser an Trockenheit oder Sturm angepasst sind, kann der Wald langfristig stabiler bleiben.

Foto Ⓒ Klaus Pahlich

Wasserhaushalt verbessern:

Maßnahmen wie die Renaturierung von Flüssen oder das Anlegen von Feuchtgebieten in Wäldern können helfen, die Wasserversorgung in Trockenzeiten zu sichern und den Bäumen genug Feuchtigkeit zur Verfügung zu stellen, damit sie sich auch im Herbst gut auf den Winter vorbereiten können.

Der Oktober ist also nicht nur eine Zeit der natürlichen Vorbereitung auf den Winter, sondern im Kontext des Klimawandels auch eine Phase, in der viele Prozesse im Wald bereits sichtbar unter Stress geraten. Der Klimawandel verändert die Dynamik von Pflanzen und Tieren und stellt die natürlichen Kreisläufe auf eine harte Probe.

Wenn euch meine Beiträge gefallen, freue ich mich auch über eine finanzielle Unterstützung.

Ganz einfach über PayPal an: info@waldpaedagogik-grolig.at

Oder IBAN per PN anfordern.

Vielen Dank im Voraus!

⚠️👮‍♂️Copyright ©

Text und Fotos© Franz Grolig – der Waldfranz – Inhaber von Waldpädagogik-Grolig [wp-g.at](https://www.wp-g.at)

Quellen:

Larcher, W. (2003). „Physiological Plant Ecology: Ecophysiology and Stress Physiology of Functional Groups.“ Springer.

Flensted-Jensen, P. (2010). „Climate Change and Forest Ecosystems.“ Forest Ecology and Management.

Enquist, B. et al. (2019). „Climate change effects on plant phenology and ecosystem processes.“

About the author

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

error: Content is protected !!