Greenpeace Pressekonferenz 30. Juli 2024

Österreichs 9 „Betonschätze“ wurden von Greenpeace vorgestellt!

Österreich hat gewählt!

Aus über 400 EInsendungen wurden in den letzten Wochen bei der Suche nach “Österreichs Betonschätzen”, besonders krasse Beispiele ausgewählt.

Mit mehr als 20.000 Stimmen von Menschen in Österreich und der Einschätzung der Fachjury wurden die Gewinnerprojekte für jedes Bundeslands ermittelt.

Die Fachjury, die – neben dem Publikumsvoting – über die Platzierung der Projekte entschieden hat, setzt sich aus folgenden Expert:innen zusammen:

  • Gerlind Weber, Universitätsprofessorin am Institut für Raumplanung, Umweltplanung und Bodenordnung der Universität für Bodenkultur Wien
  • Sabine Knierbein, Professorin am Forschungsbereich für Stadtkultur und Öffentlicher Raum, Institut für Raumplanung der Technischen Universität Wien
  • Daniel Fügenschuh, Präsident der Bundeskammer der Ziviltechniker:innen
  • Melanie Ebner, Greenpeace Bodenschutzexpertin
Die 4 Jurymitglieder

Die Jury-Mitglieder © Klaus Pahlich

hier wird der Preis gezeigt, der an die "Gewinner" verschickt worden ist!

Der „Preis“

Das sind „Österreichs 9 Betonschätze“:

Burgenland

Zurndorf Lager XXXLutz, auf rund 120.000 m² © Greenpeace

Das Zentrallager der Firma XXXLutz ist eine der größten Baustellen Europas und liegt inmitten landwirtschaftlicher Nutzflächen, zum Teil auf fruchtbarem Ackerland.

Trotz der bereits enormen Größe dieses Lagers wird es seit 2023 erneut erweitert. Die Gesamtfläche soll auf 390.000 Quadratmeter ausgedehnt werden. Dabei erstreckt sich das Projekt bis an den Rand eines Natura-2000-, Vogel- und Europaschutzgebiets.

Diese Schutzgebiete sind als Lebensraum für gefährdete Vogel- und Fledermausarten extrem wichtig. Wird so nahe an diesen sensiblen Ökosystemen gebaut, riskiert man, dass die Lebensräume gestört oder sogar zerstört werden.

Kärnten

LKW-Verteilerzentrum LCAS-Nord (zuvor Alplog Nord), auf rund 200.000 m² © Greenpeace

Auf den „Federauner Feldern” ist ein LKW-Verteilerzentrum ohne Bahnanschluss geplant.

Der Bau würde sich direkt auf zwei angrenzende Natura-2000-Schutz- gebiete auswirken, die Teil des Naturparks Dobratsch sind. Das Areal ist für viele geschützte und selten gewordene Arten ein notwendiger Lebensraum und wird von zahlreichen Tierarten als Brutplatz und Jagdrevier genutzt.

Die Bürgerinitiative „Rett’ma die Schütt” hat sich zum Ziel gesetzt, den Bau dieses LKW-Verteilerzentrums zu verhindern.

Niederösterreich

Ostumfahrung Wiener Neustadt, eine 4.8 km lange Straße © Greenpeace

Die Ostumfahrung Wiener Neustadt ist eine ab Herbst 2024 geplante Straßenverbindung östlich von Wiener Neustadt, die den Verkehr um die Stadt herumleiten soll.

Eine Schneise soll durch das wertvolle Naherholungsgebiet und Natura-2000-Schutzgebiet „Fischa Au“ geschlagen werden. Diese Au ist ein wichtiges Rückzugsgebiet für zahlreiche Tierarten. Ebenso sollen durch das Straßenprojekt wertvolle Böden und Äcker versiegelt und Bäuerinnen und Bauern enteignet werden. Einige Flächen entlang der Straße sollen bereits umgewidmet worden sein. Bis 2030 sollen hier auf weiteren 575.000 m² neue Gewerbeflächen entstehen. Die Notwendigkeit der Ostumfahrung wird mit der Entlastung des hohen Verkehrsaufkommens begründet. Eine Verkehrsstudie des Landes Niederösterreich zeigt jedoch, dass der Verkehr bis 2030 mit Umfahrung sogar noch stärker ansteigen würde, als ohne.

Seit Jahren protestieren Anrainer:innen, Umweltschutzorganisationen sowie die Bürger:inneninitiativen und -zusammenschlüsse „Vernunft statt Ostumfahrung” und „Lobau Bleibt” gegen dieses Projekt.

Oberösterreich

Betriebsbaugebiet Ehrenfeld II – Ohlsdorf mit rund 180.000 m² © Greenpeace

Mit dem Betriebsbaugebiet Ehrenfeld II wird ein Gewerbe- und Industriegebiet errichtet, für das 18 Hektar Wald gerodet wurden. Ein Bericht des Rechnungshofs bestätigt, dass die Rodung „nicht ordnungsgemäß zustande gekommen war“ und „ohne ausreichende Prüfung der Voraussetzungen“ erfolgte.

Aus Umweltsicht ist es höchst problematisch, dass immer mehr Industrie- und Gewerbegebiete auf der grünen Wiese gebaut werden – oder auf wertvollen Waldflächen, wie im Fall von Ohlsdorf. Denn dadurch werden Natur- und Landwirtschaftsflächen sowie natürliche Lebensräume zerstört.

Das ist fatal für die Biodiversität, die heimische Landwirtschaft und die Bodenqualität.

Salzburg

Six Senses Residences Kitzbühel Alps auf rund 30.000 m² © Greenpeace

Das exklusive Luxus-Resort „Six Senses Residences Kitzbühel Alps” für Superreiche wird direkt beim Naturschutzgebiet Wasenmoos – einer einzigartigen Hochmoor-Landschaft – gebaut. Das Naturschutzgebiet beherbergt eine beeindruckende Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten und ist bekannt für seine sensiblen Moore.

Für den Bau wurden bereits zwei Hektar Wald gerodet. Expert:innen warnen, dass die Moore durch die Bauarbeiten entwässert werden und befürchten, dass die geplante Besucherzahl die empfindliche Fauna und Flora überlasten könnte. Die Größe des Resorts und das Fehlen einer Pufferzone verstärken diese Bedenken.

Außerdem wirbt das „Six Senses” damit, dass alle angebotenen „Residenzen” über Ferienwohnungsgenehmigungen verfügen. Es ist also anzunehmen, dass hier wertvolle Böden versiegelt werden, damit dann Wohnraum über Monate hinweg leer steht.

Steiermark

Playworld Spielberg auf rund 15.000 m² © Greenpeace

Die Playworld Spielberg bezeichnet sich selbst als Österreichs größten Indoor-Freizeitpark für Familien.

Laut Angaben des Unternehmens ist die Playworld mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar, die nächste Bushaltestelle „Spielberg Ort” ist jedoch rund einen Kilometer entfernt. Vor allem für Familien mit kleinen Kindern oder älteren Angehörigen kann das eine Herausforderung sein. So reisen erst recht viele Besucher:innen mit dem Auto an und der Individualverkehr wird gefördert.

Problematisch ist außerdem, dass durch das Spielen auf Beton, Asphalt und Kunstrasen Kindern von klein auf suggeriert wird, dass diese künstlichen Oberflächen die Norm sind. Wie sich dies langfristig auf Verständnis und Bezug zu Natur und Umwelt auswirkt, ist fraglich.

Anstatt Spielplätzen auf Asphalt und Kunstrasen brauchen wir mehr natürliche Spielflächen für Kinder und Familien.

Tirol

Zukünftiges Gewerbegebiet Unterbürg St. Johann auf rund 75.000 m² © Greenpeace

Das 7,5 Hektar große Areal, auf dem das Gewerbegebiet „Unterbürg” entstehen soll, umfasst fruchtbare Ackerflächen und war ursprünglich als landwirtschaftliche Vorsorgefläche ausgewiesen.

Dennoch spricht sich das Beratungsgremium des Landes Tirol für den Bau des Gewerbegebietes aus. Damit werden Flächen leichtfertig zerstört, die ausschließlich der heimischen Lebensmittelproduktion dienen dürften. Sogar die Tiroler Landwirtschaftskammer kritisierte das Projekt.

Laut Denkmalamt handelt es sich bei der Fläche außerdem um die letzte unverbaute Ortseinfahrt von St. Johann. Auf dem Areal befindet sich zusätzlich ein denkmalgeschützter Bauernhof.

Vorarlberg

Tunnelspinne Feldkirch, Gesamtlänge aller Tunnel-Äste 3.690 m © Greenpeace

Bei der Tunnelspinne Feldkirch handelt es sich um ein enormes, bereits im Bau befindliches Tunnelprojekt in den Gemeinden Feldkirch und Frastanz.

Der Name “Tunnelspinne” ist auf die insgesamt vier Tunnel-Arme zurückzuführen, die in einem unterirdischen Kreisverkehr zusammenlaufen.

Expert:innen kritisieren die explodierenden Baukosten und Umwelt- belastungen – denn die Bauarbeiten zerstören hektarweise die natürliche Umgebung. Argumentiert wird das Projekt mit Verkehrsentlastung.

Es ist jedoch bereits mehrfach nachgewiesen, dass zusätzliche Straßen langfristig zu noch mehr Verkehr führen.

Wien

Stadtstraße Wien, eine 3.3 km lange Straße © Greenpeace

Die Stadtstraße ist ein bis zu sechsspuriges Straßenprojekt durch den Grüngürtel von Hirschstetten, Aspern und Breitenlee, teilweise durch Wohngebiet. Sie wurde 2018 im vereinfachten UVP-Verfahren genehmigt und soll bis Ende 2026 fertiggestellt werden.

Die Bauarbeiten haben bereits begonnen, begleitet von heftigem Protest durch Umweltschutzorganisationen und Klimaaktivist:innen, besonders durch die Initiative „Lobau Bleibt”.

Der Bau bedeutet, dass hochwertige landwirtschaftliche Flächen zerstört werden. Ebenso droht eine erhöhte Lärm- und Abgasbelastung durch den gesteigerten Schwer- und Transitverkehr.

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